Was tun, wenn es zu einem Rückfall gekommen ist?
Wenn man über lange Zeit gegen seine Angst gearbeitet
hat, wenn man eine Therapie gemacht hat, und dann schließlich
seiner Angst entkommen ist, dann möchte man diesen
Zustand natürlich am liebsten für immer so
beibehalten. Natürlich kann es helfen, wenn man
Strategien
gegen einen Rückfall anwendet, die dies erleichtern
sollen.
Aber: Leider kommt es trotz alledem immer wieder zu Rückfällen! Dies liegt nicht am Patienten selbst, bzw. er trägt keine Schuld daran, es liegt eben in der Natur der Angststörungen, daß sie eben doch ziemlich tiefgreifend in uns sitzen und eben nicht ganz so einfach beseitigt werden können.
Dabei bedeutete das Wort Rückfall nicht, daß
man hin und wieder an seine Angst erinnert wird und
einige Symptome auftreten. Rückfall meint, daß
man wieder vollkommen gefangen ist in seiner Angst.
Es wird also wieder das Vermeidungsverhalten angewendet, körperliche Symptome treten auf, das gesamte Leben gestaltet sich wieder so wie vor einer Therapie.
Wodurch können Rückfälle verursacht werden?
Mögliche Gründe sind
- Sie befinden sich in einer Krisensituation oder sind zu sehr erschöpft
Es kann sein, daß das letzte bißchen Angst, das noch in Ihnen schlummerte, wieder die Oberhand gewann, weil Sie einfach nicht genügend Kraft hatten, es unter Kontrolle zu halten.
- Sie haben sich unrealistische Ziele gesetzt
Wenn Ihre Ziele so aussahen, daß Sie ab sofort keine Angst mehr einem zähnefletschenden Rottweiler hätten, dann war das wohl nicht das richtige Ziel.
Versuchen Sie statt dessen besser, sich auf das Betrachten und Vorbeigehen an Hunden zu beschränken. Wenn Sie das können, können Sie ja noch weiter an den Rottweilern arbeiten...
- Sie denken sich selbst wieder in die Angst
Und zwar dadurch, daß Sie sich selbst einreden, es sowieso nicht endgültig schaffen zu können.
- Sie machten eine Therapie nur wegen anderen
Wichtig ist, daß man auch selbst den Willen hat, die Angst zu besiegen.
- Sie möchten gar nicht gesund werden
Manchmal möchten angstkranke Menschen (auch andere
Menschen, die eine andere Erkrankung haben) gar nicht
wirklich gesund werden, da die Krankheit das Einzige
ist, was ihnen die Fürsorge oder das Mitleid
anderer ermöglicht.
- Einen Stillstand oder Rückfall können Sie auch auslösen, wenn Sie sich einreden, daß Sie sich ohnehin nicht ändern könnten, die Veränderung zu mühsam sei oder sich nicht lohne.
Natürlich muß man nicht damit leben, es nicht geschafft zu haben, denn daß man es schon einmal geschafft hat, etwas zu verändern, war ja die Voraussetzung für den Rückfall. Es ist also sinnvoll, wieder gegen die Angst anzukämpfen!
Was sollte man also bei einem Rückfall tun?
- Motivieren Sie sich auf positive Weise selbst
Natürlich kommen nach einem Rückfall Gedanken auf wie "Ich schaff' das nie", "Alles war umsonst" oder "Ich bin einfach zu schwach". Falsch! So sollten Sie nicht denken! Damit ziehen Sie sich nur noch weiter hinunter, alles wird noch schlimmer.
Sagen Sie sich stattdessen Sätze wie "Beim
nächsten Mal wird es klappen" oder "Jetzt
weis ich, woran es lag, das nächste Mal mache
ich es besser". Sprechen Sie sich also selbst
Kraft zu!
- Geben Sie sich keine Schuld am Versagen
Denn das bringt sowieso nichts, außer daß es Ihnen dann nur noch schlechter geht. Schuld ist die Krankheit, nicht Sie!
- Versuchen Sie, die Ursachen für den Rückfall zu finden
Das ist natürlich sehr wichtig, da man diese Ursachen beseitigen sollte bzw. beim nächsten Versuch darauf vorbereitet sein sollte.
- Gönnen Sie sich auch mal Auszeiten
Bevor Sie einen neuen Versuch wagen, Ihre Ängste
zu überwinden, sollten Sie Kraft tanken: Gönnen
Sie sich etwas Erholung, sowohl geistig als auch körperlich.
- Setzen Sie sich selbst einen Zeitpunkt, wann Sie wieder gegen Ihre Ängste angehen
So wird vermieden, daß man es immer wieder weiter vor sich herschiebt.
- Seien Sie gut zu sich selbst
Tun Sie Dinge, die Ihnen Spaß machen, essen
Sie etwas leckeres, trinken Sie viel (Wasser!), machen
Sie Entspannungsübungen usw.
Dies lenkt nicht nur von der Angst ab, es gibt auch Kraft und bereitet Sie auf den neuen Kampf gegen die Angst vor.
- Rufen Sie sich die Strategien zur Bewältigung von Ängsten in Erinnerung
Sie haben früher schon einmal gelernt, was man tun kann, wenn man unter einem Angstanfall leidet.
Erinnern Sie sich daran, lesen Sie es nochmals durch und vor allem: Wenden Sie es an!
- Der Psychotherapeut
Wenn Sie bereits bei einem Psychotherapeuten waren, der Ihnen geholfen hat, sollten Sie sich wieder an ihn wenden und frei mit ihm über Ihren
Rückfall reden. Er kann Ihnen wertvolle Tipps geben und Ihnen weiterhelfen.
- Selbsthilfegruppen
Wenn Sie nicht sowieso noch in einer Selbsthilfegruppe sind, sollten Sie sich vielleicht jetzt an eine solche Gruppe wenden. Hier erfahren Sie, wie andere es geschafft haben, mit welchen Problemen andere zu kämpfen hatten und vor allem bekommen Sie Zuspruch und Kraft.
- Internet
Das Internet kann weiterhelfen, immerhin sind Sie ja auch hier gelandet.
Speziell gemeint ist in diesem Zusammenhang aber
der Besuch von Foren, die sich mit dem Thema Angst beschäftigen. Auch hier findet man meist viele Menschen, denen es ähnlich erging, und Sie können erfahren, was diesen Menschen geholfen hat.
- Und schließlich: Beginnen Sie den Kampf gegen die Angst erneut!
Nachdem Sie genügen Kraft und Wissen gesammelt
haben, sollten Sie unbedingt einen weiteren Anlauf
gegen Ihre Angst nehmen. Die Angst kann besiegt werden,
man ist ihr nicht schutzlos ausgeliefert!
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