Medikamente bei Depressionen
Die
Meinungen über Antidepressiva gehen weit auseinander.
Manche verteufeln sie, für andere sind sie ein Segen
der modernen Medizin.
Bis heute ist nicht
genau bekannt, wieso sie überhaupt helfen. Unbestritten ist jedoch, daß
sie eine stimmungsaufhellende Wirkung haben und depressiven Personen so helfen
können. Viele nehmen die Risiken und Nebenwirkungen in Kauf, um aus dem Seelentief
heraus zu kommen. Hier ein paar oft gestellte Fragen
und Antworten Ist es empfehlenswert, daß jeder depressive Mensch
Antidepressiva einnimmt? Nein. Nur wenn keine andere Möglichkeit
besteht, sollte man solche Medikamente einnehmen. Antidepressiva sind eine gute
Möglichkeit, schwer depressiven Menschen zu helfen. Die Einnahme sollte unbedingt
ärztlich überwacht werden und wenn möglich parallel zu einer Psychotherapie
erfolgen. Wie wirken Antidepressiva? Warum diese Medikamente
wirken, ist noch nicht genau bekannt. Sicher ist jedoch, daß sie die Signalübertragung
der Nervenzellen im Gehirn verändern, so daß die Botenstoffe Serotonin
und Noradrenalin besser bei der Übertragung der Nervenreize wirken können.
Dies geschieht dadurch, daß sie die Wiederaufnahme der körpereigenen
Moleküle hemmen oder Enzyme beim Abbau der auch Transmitter genannen Botenstoffe
bremsen. Wahrscheinlich fördern Antidepressiva auch langfristig die Neubildung
neuer Nervenzellen im Gehirn. Diese Neubildung ist bei Depressiven oft gehemmt.
Sie spielt wahrscheinlich eine wichtige Rolle bei der Entstehung dieser Krankheit. Wie
schnell schlagen Antidepressiva an? Antidepressiva brauchen in der Regel
mehrere Wochen, bis die volle Wirkung zum Tragen kommt. Zwar lassen sich bereits
nach wenigen Tagen einige Effekte wie zum Beispiel ein gesteigerter Antrieb beobachten,
bis die volle Wirkung einsetzt, können aber mehrere Wochen vergehen. Nach
dieser Zeit verbessert sich erst grundsätzlich der Seelenzustand eines Patienten. Sind
modernere Mittel besser als ältere Mittel? Die Entwicklung neuer
Medikamente hat den Anwendungsbereich bei Depressionen sicherlich erweitert, aber
nicht grundlegend verbessert. Neuere Medikamente erreichen etwa die gleiche Wirkung
wie ältere Medikamente. Viele Ärzte schwören jedoch auf neuere
Mittel wie SSRI oder SNRI und NARI. Ältere Antidepressiva haben oft gravierendere
Nebenwirkungen, neuere Medikamente dafür andere, nicht so ausgeprägte
Nebenwirkungen. Welcher Arzt verschreibt mir Antidepressiva?
Antidepressiva können nicht nur vom Neurologen und Psychiater verschrieben
werden, auch der Hausarzt kann ein solches Medikament rezeptieren. Patienten,
die beim Hausarzt in Behandlung sind, sollten jedoch auf dessen Informationsstand
über die Erkrankung achten und darauf, daß dieser sich in der Hinsicht
fortbildet. Welche Dosis ist die Richtige? Da die Wirkung der
Antidepressiva sehr stark abhängig ist von der Person, die sie einnimmt,
kann man keine pauschale Antwort geben. Die gleiche Dosis kann also bei einem
Patienten gerade richtig sein, bei einem anderen ist sie zu hoch oder zu niedrig.
Empfohlene Standarddosierungen sind also nur ein Anhaltspunkt. Sollte nach mehreren
Wochen keine Besserung der Krankheit eingetreten sein, ist es erforderlich, vom
Arzt eine neue Dosierung durchführen zu lassen. Erst wenn auch der richtige
Blutspiegel keine Wirkung zeigt, sollte man an ein anderes Präparat denken. Wie
lange kann eine Behandlung andauern? Die Anwendungsdauer hängt natürlich
vom Einzelfall ab. Normalerweise beträgt sie aber wenige Monate bis zu einigen
Jahren. Das hängt ab von der Schwere der Depression, die Anzahl der bereits
durchlaufenen Episoden und der Zeit, bis zu der der erste Erfolg sichtbar ist.
Erst nach einer klaren Besserung erfolgt meist eine 4- bis zu 12-monatige Erhaltungstherapie.
Diese soll einer Festigung des Behandlungserfolges dienen. Patienten, die
in der jüngsten Vergangenheit zwei Episoden hatten oder die andere Risikofaktoren
wie Selbstmordgedanken haben, werden meistens mindestens fünf Jahre weiterbehandelt.
Wichtig ist, daß Antidepressiva nie abrupt abgesetzt werden. Man läßt
sie langsam "ausschleichen", das heißt, man verringert nach und
nach die Dosis, bis man sie komplett absetzt. Wird man abhängig
von Antidepressiva? Nein. Antidepressiva haben keine betäubende oder
halluzinogene Wirkung, machen also nicht süchtig. Manche Patienten klagen
jedoch nach dem Absetzen über grippeähnliche Symptome oder Schlafstörungen.
Dies kann man jedoch über das sogenannte "Ausschleichen" stark
mindern. Machen Antidepressiva wirklich impotent? Eine sexuelle
Dysfunktion ist eine Nebenwirkung von Serotonin-aufnahmehemmenden Medikamenten.
Sollte der Patient über ein bislang erfülltes Liebesleben berichten
und fürchten, dies könnte wegen der Medikamente zerstört werden,
sollte der Arzt über weitere Medikamente entscheiden, die diese Nebenwirkung
unterdrücken. |