Was kann ich tun, wenn ich bemerke, daß ich depressiv bin? - Tipps für Menschen mit einer Depression
Viele Patienten bekommen Angst, wenn sie bemerken, daß sie
an einer seelischen Störung erkrankt sind. Niemand möchte
als verrückt gelten. Deswegen machen viele nicht das, was sie
alle einer anderen Krankheit wie einer Blinddarmentzündung
oder bei Bauchschmerzen sofort machen würden: zum Arzt gehen.
Manche Menschen kennen aber tatsächlich auch nicht das Krankheitsbild
Depression und kommen deswegen gar nicht auf die Idee, daß
sie ärztliche Hilfe benötigen. Hinzu kommt, daß
ein Symptom der Depression gerade eine gewisse Antriebslosigkeit
ist, die den Patienten sozusagen in einer Art lähmt, zum Arzt
zu gehen. Manchmal sind die Betroffenen auch hoffnungslos und sehen
einfach keinen Sinn darin, einen Arzt zu besuchen, weil sie glauben, er könne sowieso nicht helfen.
Hinzu kommt die Umwelt, die einen depressiven Menschen manchmal
als Versager darstellt. "Du hängst den ganzen Tag nur
herum" oder "Du hast immer schlechte Laune " sind
noch die harmloseren Sprüche, die ein Betroffener manchmal
zu hören bekommt. Manchmal kommen auch so tolle Tipps wie "mach
doch einfach mal Urlaub" oder "Du musst einfach positiv
denken" dazu. Ein depressiver Mensch kann mit solchen (meistens
wahrscheinlich wirklich gut gemeinten) Ratschlägen nichts anfangen,
oft bewirken sie sogar das Gegenteil: Wenn ich so einfache Sachen
schon nicht mehr machen kann, dann bin ich wirklich wert- und nutzlos!
So versinkt der Betroffene immer tiefer in die Depression. Meist
wird die Krankheit von der Umwelt erst dann wahrgenommen, wenn der
Betroffene sich zu nichts mehr aufraffen kann, wenn er sogar das
tägliche Leben nicht mehr meistern kann.
Was sollte ich also tun, wenn ich glaube, depressiv zu sein?
- Versuchen Sie, die negativen Gedanken, die Sie in sich haben,
nicht so ernst zu nehmen. Machen Sie sich klar, daß diese
Gedanken nur existieren, weil Sie diese Erkrankung haben.
- Versuchen Sie, aktiv zu bleiben. Geben Sie sich nicht den depressiven
Stimmungen hin.
Wenn sich Ihr Geist ausschließlich den negativen
Gedanken widmet, entsteht eine Spirale, die Sie immer weiter in
die Depression treibt. Beschäftigen Sie sich also mit positiven
Dingen, versuchen Sie, unter Menschen zu gehen, treffen Sie Freunde.
Eine weitere Möglichkeit ist es, Sport zu treiben oder sich
anderen Hobbies zu widmen.
- Tun Sie nur so viel, wie Sie auch zu leisten fähig sind.
An einer Depression erkrankte Menschen sind, wie alle kranken
Menschen, nicht mehr voll leistungsfähig. Setzen Sie sich
also keine zu hohen Ziele, denn wenn Sie diese nicht erreichen,
bildet sich wieder eine Spirale, die Sie weiter in die Depression
zieht. Nehmen Sie sich also nur Sachen vor, die Sie auch wirklich
zu leisten fähig sind. Wenn Sie diese Ziele dann erreicht
haben, loben Sie sich dafür.
- Viele Depressive ziehen sich immer mehr aus der Umwelt zurück.
Versuchen Sie unbedingt, das zu vermeiden. Halten Sie Kontakt
zu Ihren Freunden und Ihrer Familie.
- Lernen Sie, die Anzeichen für einen depressiven Anfall
zu erkennen. Wenden Sie sich an einen Arzt, wenn Sie ein Anfall
zu überwältigen droht.
- Seien Sie geduldig mit sich selbst, geben Sie sich nicht selbst
die Schuld, daß es Ihnen schlecht geht. Eine Depression
kann unter Umständen mehrere Jahre lang andauern.
- Gehen Sie zu einem Arzt ihres Vertrauens. Eine Behandlung unter
ärztlicher Aufsicht ist dringend zu empfehlen!
- Flüchten Sie sich nicht in die vermeintlichen Problemlöser Alkohol oder andere Drogen. Diese mögen zwar kurzzeitig psychische Erleichterung bringen, aber bereits mittelfristig werden sich Ihre Probleme dadurch nur noch verschlimmern.
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