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  Depressionen
                                            - was sind Depressionen und was kann man dagegen tun?

Die Agoraphobie

Die Agoraphobie beschreibt die Angst davor, an einem Ort zu sein, von dem es keinen Ausweg gibt oder an dem man keine Hilfe findet, falls man sie braucht. Vermeintlich gefährliche Orte werden also gemieden.

Probleme bei der Erkennung: Agoraphobie, Depression, Zwangsstörung oder soziale Phobie?

Diese drei psychischen Störungen haben ähnliche Symptome.
Geht jemand nicht aus dem Haus, weil er eine Platzangst hat, oder ist er depressiv oder ist er Sozialphobiker? Das Ergebnis dieser Störungen ist ja immer das Gleiche: Der Betroffene zieht sich zu Hause zurück.

Der Unterschied zwischen sozialer Phobie und Agoraphobie liegt darin, daß Agoraphobiker immer Angst haben, nicht flüchten zu können, während die Sozialphobiker primär Angst davor haben, zu versagen. Typischerweise halten sich Agoraphobiker an öffentlichen Orten dort auf, von wo sie schnell flüchten können, während Sozialphobiker sich lieber in einer Ecke verkrümeln.

Bei Agoraphobikern dreht sich immer alles darum, den eigenen Körper in Sicherheit zu wissen, egal, was andere davon halten. So denkt ein Agoraphobiker nicht darüber nach, was andere darüber denken, wenn er sich plötzlich aus dem Staub macht. Hauptsache weg!

Sozialphobiker sehen das genau anders: Wenn sie plötzlich verschwinden, was denken dann bloß die Leute über sie? Peinlich...

Dies ist also ein weiterer Punkt zur Unterscheidung zwischen Agoraphobie und sozialer Phobie: Der Agoraphobiker folgt seiner Angst, egal was passiert, der Sozialphobiker macht sich Gedanken, wie dies bei anderen wohl ankommt.

Kurzübersicht

Wie eine Agoraphobie entsteht

Symptomatik der Agoraphobie

Schwindel

Tricks der Agoraphobiker

Folgen der Agoraphobie

Wann eine Therapie begonnen werden sollte

Die Konfrontation

Die Konfrontationstherapie

Selbsthilfe bei Agoraphobie

Wenn die Konfrontationstherapie nicht hilft

Lesen Sie dazu auch:

Selbsttest       Agoraphobie

Typische      Situationen

Die Angst vor der      Angst

Dies ist also ein weiterer Punkt zur Unterscheidung zwischen Agoraphobie und sozialer Phobie: Der Agoraphobiker folgt seiner Angst, egal was passiert, der Sozialphobiker macht sich Gedanken, wie dies bei anderen wohl ankommt.

Der Unterschied zwischen Agoraphobie und Depression liegt darin, daß bei einem depressiven Menschen das Zurückziehen nicht aus Angst passiert, sondern aus einer Antriebslosigkeit und Lustlosigkeit. Oftmals wird eine Agoraphobie durch eine daraus entstandene Depression noch verstärkt.

Der Unterschied zwischen Agoraphobie und einer Zwangsstörung liegt darin, daß bei einer Zwangsstörung die Betroffenen deshalb nicht aus dem Haus gehen, weil wegen eines inneren Zwanges stundenlang gewaschen, geputzt, kontrolliert oder was auch immer getan werden muß.

Die Agoraphobie kurz zusammengefasst:

Agoraphobie bedeutet die Vermeidung von/vor:

 Es treten folgende Symptome auf:

Dabei verstehen die Betroffenen meist, daß ihre Reaktion eigentlich übertrieben ist. Diese Reaktionen treten überwiegend in bestimmten Situationen auf.

Lesen Sie auch hier: Der Selbsttest auf eine Agoraphobie


Wodurch entsteht eine Agoraphobie?

Meist entsteht eine Agoraphobie durch folgende vier Schritte:

1. Es tritt an einem an sich ungefährlichen Ort eine erste Panikattacke auf. Ein solcher Ort könnte ein Kino sein, ein Restaurant, ein Geschäft oder auf der Autobahn. Meistens traten vorher bereits schon andere Angstsituationen auf.

2. Der Betroffene bildet eine Bereitschaft zur Panik aus. Künftig wird er in ähnlichen Situationen wieder einen Panikanfall bekommen und er wird bemerken, daß die Panik sofort verschwindet, wenn er diesen Ort verläßt.

3. Ab sofort wird jede ähnliche Situation gemieden. Zudem tritt eine Art Generalisierung ein. Wenn der Bus gefährlich war, dann auch die Bahn usw. Dies kann so weit gehen, daß ab einem gewissen Punkt alle öffentlichen Orte als gefährlich angesehen werden.

4. Der Betroffene sucht sich sogenannte "Sicherheitssignale", also z.B. ein Handy, Alkohol, Freunde oder Bekannte, die für ihn der letzte Rettungsanker werden, wenn sie trotzdem einmal das Haus verlassen müssen. Dadurch jedoch verlieren sie die letzte Möglichkeit, selbst etwas gegen die Agoraphobie zu tun. Sie werden abhängig von Sicherheitssignalen und schränken dadurch ihre Beweglichkeit in der Öffentlichkeit noch mehr ein.


Man sollte zudem wissen, daß Agoraphobiker eigentlich gar nicht bestimmte Situationen fürchten, sondern daß sie Angst davor haben, schutzlos zu sein und in einer solchen Situation keine Hilfe zu bekommen. Es wird also ständig nach einem Ausweg aus der bedrohlichen Situation gesucht, egal welchem. So ist die Agoraphobie also immer die Suche nach einer Fluchtmöglichkeit bzw. Sicherheit in bestimmten Situationen.

Interessant ist dabei wiederum, daß eine Agoraphobie meist eine lange Vorgeschichte hat.
Oftmals erlebten die Betroffenen tiefgreifende Erlebnisse: Ein Todesfall eines nahestehenden Menschen, eine schwere Krankheit, die man selbst hatte oder ein naher Angehöriger bzw. Freund, eine Behinderung, eine Scheidung (auch der Eltern), eine Pleite, eine Naturkatastrophe und alles andere, was im Laufe eines Lebens so Schlimmes passieren kann. Wichtig dabei ist jedoch, daß man selbst nichts gegen dieses Ereignis tun konnte und dieser ausgeliefert war. Denn daraus "lernt" der Betroffene, daß er hilflos ist und unfähig, ein solches Ereignis zu verhindern.

Meist erlernen die Betroffenen dies schon in der Kindheit, der erste Grundstein wird also schon früh gelegt.

Zudem übertragen Agoraphobiker solche Situationen auch auf andere Situationen, die eigentlich nichts damit zu tun haben. Die Betroffenen fühlen sich den Gefahren des Lebens schutzlos ausgeliefert, fühlen sich evtl. alleine, hilflos und ohne Geborgenheit.

Die Symptomatik der Agoraphobie

Bei einer Agoraphobie tritt eine große Angst vor bestimmten Situationen oder Orten auf. In solchen Situationen oder an solchen Orten bekommt der Erkankte bestimmte Symptome (siehe oben). Oftmals tritt eine solche Phobie an Orten auf, die dem Betroffenen nicht vertraut sind. Er hat Angst, niemanden zu finden, der ihm helfen könnte, falls er in Not gerät bzw. keine Fluchtmöglichkeit zu haben. Er bekommt das Gefühl, als würde er in der Falle sitzen und ausgeliefert sein.

Agoraphobiker fürchten also, keine Kontrolle über eine bestimmte Situation zu haben. Diese Angst ist so groß, daß Agoraphobiker für logische Argumente nicht mehr zugänglich sind und die Kontrolle über sich selbst verlieren.

Die Agoraphobiker werden deshalb alles Mögliche versuchen, nicht in eine solche Situation zu kommen. Es werden Strategien und Handlungen ausgetüftelt, solche Situationen zu umgehen. Allerdings nimmt dies dem Betroffenen auch die Chance, jemals zu erlernen, daß die Ängste eigentlich unbegründet sind. Durch ein solches Vermeidungsverhalten gerät der Betroffene in einen Teufelskreis, der ihn immer weiter in die Phobie hineintreibt.

Ein Unterschied zu einer spezifischen Phobie liegt in der Tatsache, daß viele Situationen und Orte gefürchtet werden und nicht nur ein bestimmter Angstauslöser wie bei einer spezifischen Phobie.

 

Agoraphobie - Die zwei Arten davon

Es gibt zwei Arten einer Agoraphobie: Die Agoraphobie mit und die Agoraphobie ohne Panikstörung.

Interessant ist dabei, daß Menschen, die sich stationär behandeln lassen, meist eine Agoraphobie mit einer Panikstörung haben, während Patienten ohne Panikstörung meistens keine Klinik aufsuchen (ca. 50%).

Die Auslöser für eine Agoraphobie ohne Panikstörung sind meistens die körperlichen Symptome wie die Angst vor einer Ohnmacht, Schwindel, Verdauungsstörungen, ständiger plötzlicher Harndrang, das Gefühl der Schwäche usw.


Das Problem Schwindel

Viele Agoraphobiker kennen das typische Schwindelgefühl, das die Angst auslöst, umzukippen oder in Ohnmacht zu fallen. Manchmal haben sie auch das Gefühl, wie in Watte gepackt zu sein, keine Bodenhaftung mehr zu haben.

Auch das löst wiederum eine Angst davor aus, umzufallen und hilflos liegenzubleiben. Und gerade da liegt das Problem: Es ist zwar schon schlimm genug umzukippen, jedoch viel mehr Angst bereitet das vermeintliche Wissen, dann vor anderen hilflos dazuliegen, ausgeliefert zu sein und die Hilfe anderer zu benötigen, die dann möglicherweise nicht kommt.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, daß dieser Schwindel kein gewöhnlicher Schwindel ist, also etwa ausgelöst durch Kreislaufprobleme, durch Drehen oder einem Auf und Ab wie in der Achterbahn.
Dieser Schwindel wird direkt im Gehirn ausgelöst in einem Hirnbereich, der auch dafür zuständig ist, wenn es zu Muskelverspannungen kommt. Na, dämmert es bei Ihnen? Die Betroffenen befinden sich wiederum in einem Teufelskreis: Weil sie so angespannt sind, wird ihnen schwindelig, und weil ihnen schwindelig ist, verspannen sie sich immer weiter. Eine Spirale also, die sich selbst am Leben erhält.

Die Tipps und Tricks der Agoraphobiker

Viele Agoraphobiker entwickeln Tricks und verschaffen sich Fluchtmöglichkeiten, um den Alltag überstehen zu können. Oft spielen sie ihrer Umwelt auch eine Rolle vor.

All diese Vermeidungshandlungen führen auf lange Sicht dazu, unselbständig zu werden und sich immer mehr von der Außenwelt abzukapseln.

 

Gefühlsschwankungen während der Agoraphobie

Während einer Agoraphobie schwankt die Stärke der Belastungen. Was heute gar nicht geht, wird morgen vielleicht schon wesentlich einfacher erledigt. Agoraphobiker haben also gute und schlechte Tage. Für die Betroffenen schafft dies allerdings eine noch größere Unsicherheit, was sie tun können und was nicht. Und genau das treibt sie wiederum tiefer in die Krankheit: Sie wissen nicht mehr, woran sie sind, fühlen sich hilflos und ausgeliefert.

Agoraphobie - Die Folgen

Eine solch schwere Erkrankung hat natürlich auf längere Zeit auch Folgen im Leben der Betroffenen.

Meist schwindet die Hoffnung, eine lebenswerte Zukunft zu haben, was manchmal dazu führt, daß die Erkrankten für depressiv gehalten werden. Meist führt dies sogar wirklich in eine Depression, die die Agoraphobie dann noch verstärkt, so daß die Agoraphobie irgendwann chronisch wird.

Auch die Familie eines Agoraphobikers leidet im Laufe der Zeit. Es gibt keine gemeinsamen Urlaube mehr, Feiern finden ohne den Betroffenen statt usw.
Dies spitzt sich im Laufe der Zeit immer weiter zu, so daß es oft Krach in der Familie gibt. Für den Betroffenen hat dies besonders schwerwiegende Konsequenzen: Die Menschen, die ihm immer Hilfe gaben, wenden sich von ihm ab.

In manchen Fällen führt das Vermeidungsverhalten der Agoraphobiker auch dazu, daß sie ihren Arbeitsplatz verlieren. Tatsächlich ist dies bei ca. 30% der Fall.

Und schließlich verfallen viele Agoraphobiker in eine Sucht, sei es von Tabletten, Alkohol oder anderen Drogen.
Anfänglich werden diese Mittel dazu eingenommen, um weiter "umwelttauglich" zu sein, später verliert sich aber die Wirkung und es muß höher dosiert werden.

Wird eine Agoraphobie nicht behandelt, kann sie lebenslang bestehen bleiben.
Agoraphobiker, die zusätzlich eine Depression entwickeln, haben ein nicht unwesentliches Selbstmordrisiko!

Wann sollte eine Therapie begonnen werden

Es kann durchaus sein, daß ein Agoraphobiker jahrelang mit seiner Störung gut leben kann. Aber meist kommt es zu einem Punkt, wo es alleine nicht mehr weitergeht. Dies ist der Fall, wenn:

 

Der Grundsatz einer Therapie - Die Konfrontation mit dem Angstauslöser

Man kann ja auf vielfältige Weise an einer Agoraphobie herumdoktern, der einzig wirkliche Weg zum Erfolg ist die Konfrontation mit der angstauslösenden Situation. Dabei wird der Agoraphobiker mit genau den Dingen konfrontiert, die seine Panik auslösen. Auch die inneren Symptome, wie Zittern, Übelkeit usw., werden von ihm genau beobachtet. Gerade die Beobachtung der inneren Symptome oder Gefühle soll dem Agoraphobiker die Ursachen der Phobie aufzeigen. Zu solchen inneren Symptomen gehören Gefühle wie:

Meist stehen solche Gefühle hinter der Agoraphobie, sie sind die eigentlichen Auslöser. Darum ist es wichtig, daß der Patient und auch der Arzt von diesen Gefühlen wissen, damit man dagegen etwas tun kann.

Die Konfrontationstherapie

Eine Agoraphobie vergeht leider nicht von alleine. Wenn man also nichts dagegen tut, kann sie ein Leben lang bestehen bleiben.

Der richtige Weg ist, sich seinen Ängsten zu stellen und ihnen ins Auge zu blicken. Genau dies geschieht bei einer Konfrontationstherapie. Eine solche Konfrontationstherapie setzt man bei Agoraphobien ein, aber auch bei sozialen Phobien, bei Zwangserkrankungen und bei spezifischen Phobien.

Der Hintergrund einer Konfrontationstherapie ist der, daß man davon ausgeht, daß eine Angst nur durch die Vermeidung der Auslöser am Leben gehalten wird. Wenn man sich jedoch einer solchen Angst stellt und erkennt, daß das, wovor man Angst hat, eigentlich gar nicht so schlimm ist, kann man lernen, die Angst zu überwinden. Meist ist dies sogar wichtiger als lange nach Ursachen zu suchen.

 

Die zwei Formen der Konfrontationstherapie

Die Konfrontationstherapie kann man auf zwei verschiedene Arten durchführen: Langsames Erhöhen der Stressfaktoren oder totale Überschüttung mit den Stressfaktoren, was man auch Reizüberflutung nennt oder auch "die Holzhammermethode" nennen könnte.

Bei der ersteren Methode lernt man schrittweise, sich angstauslösenden Situationen zu stellen. Es wird erlernt, daß die Angstmacher eigentlich gar nicht so schlimm sind und die Angst eigentlich unbegründet ist. Die Reize werden so lange erhöht, bis die Angst in sich zusammenbricht.

Bei der Reizüberflutung überschüttet man den Patienten geradezu mit Angstauslösern, speziell dem jeweiligen größten Angstauslöser. Dies geschieht natürlich nur unter ärztlicher Aufsicht. Zu empfehlen ist diese meist dann, wenn der Patient früher eigentlich der mutige Typ war, den nichts umgehauen hat. Meist kommt die Phobie nämlich in einem solchen Fall daher, daß bei einer solchen Situation der Mut versagt hat und man eine Panik erlebte. Die Reizüberflutung zeigt dem Patienten, daß er normalerweise keine Angst vor einer solchen Situation haben muß.

Neben der Therapie bei einem Therapeuten können Sie jedoch auch selbst einiges tun, um der Agoraphobie ihre Macht zu nehmen.

Selbsthilfe bei Agoraphobie

Zu Beginn ist es natürlich wichtig, daß Sie selbst erkennen, was da so vor sich geht. Machen Sie sich also klar, daß:

Wenn Sie dies begriffen haben, können Sie mit Ihrer Selbstbehandlung fortfahren.

Zu Beginn wird es nicht ohne Angst gehen

Bevor Sie mit Ihrem Training beginnen, sollten sie sich klar machen, daß es eine Angstfreiheit nicht von jetzt auf gleich gibt. Wichtig ist für Sie, daß Sie sich vornehmen, die Angst zu überwinden, auch wenn es manchmal Rückschläge gibt. Sie müssen also eine innere Bereitschaft zur Angstbewältigung haben, bevor es richtig losgeht!

Sie müssen sich also darüber klar sein, daß Sie in Situationen kommen werden, die Ihnen Angst bereiten und Sie müssen bereit sein, sich diesen Ängsten zu stellen.

 

Setzen Sie sich konkrete Übungsziele

Solche Ziele sollten möglichst eindeutig definiert sein und von leicht nach schwer aufgeschrieben werden. Ein Beispiel wäre es, eine halbe Stunde an einem Bahnhof zu stehen und nicht wegzugehen, egal was passiert. Beachten Sie jedoch, daß Sie wirklich langsam anfangen sollten, überfordern Sie sich nicht gleich am Anfang. Schwierige Situationen sollten Sie nur mit einer Begleitperson aufsuchen!

Fangen Sie also langsam mit leichten Übungen an! Dies hat auch den Vorteil, daß Sie Erfolgserlebnisse sammeln können, die Ihnen zusätzlich Kraft und Selbstvertrauen geben. Steigern Sie dann den Schwierigkeitsgrad.

Wichtig ist auch, daß Sie eine Art Tagebuch führen, in dem Sie das vermerken, was Sie "geschafft" haben, wie Sie sich dabei gefühlt haben und wann Sie möglicherweise versagt haben und warum.

 

Akzeptieren Sie die Angst

Wenn Sie beim Üben dann doch einmal die Angst erwischt, sollten Sie nicht dagegen ankämpfen. Das würde nur Ihre Kräfte aufzehren. Vielmehr sollten Sie der Angst Ihren Lauf lassen. Die Angst ist wie ein alter Bekannter, der mal kommt und dann schnell wieder geht. Sie werden im Verlauf des Trainings lernen, daß eigentlich gar nichts passiert, wenn Sie sich der Angst hingeben und nicht davor weglaufen.

 

Festigung der Fortschritte

Sie sollten die einzelnen Übungen mehrmals hintereinander wiederholen, damit sich Ihr Erfolg festigt und Sie ein Gefühl dafür bekommen, wie es Ihnen dabei geht. Auch Ihr Körper stellt sich auf die Erfolgserlebnisse ein und Sie werden nach einiger Zeit merken, daß der Puls und der Herzschlag wieder sinken und Sie etwas gelassener werden.

Sie sollten solche Übungen über Wochen durchführen und sich jeden Tag eine feste Zeit dafür einplanen.

Das regelmäßige Üben hat noch einen weiteren Vorteil: Man gewöhnt sich generell an angstauslösende Situationen, so daß eine quasi automatische Reduktion der Angst entsteht. Andersherum verschlimmert sich Ihr Allgemeinzustand: Üben Sie nur sporadisch, bedeutet dies für Sie zusätzlichen Stress, aus dem kaum Positives gewonnen werden kann.

Wenn Sie nach einigen Tagen oder Wochen Fortschritte bei sich sehen, so sollten Sie sich auch dafür belohnen: Gehen Sie Essen, kaufen Sie sich etwas Schönes, loben Sie sich selbst usw.

Übrigens: Phobiker neigen dazu, kleine Erfolge zu übersehen. Werfen Sie also nicht gleich die Flinte ins Korn, wenn Sie glauben, daß sich nichts verändert hat, sondern halten Sie durch!


Tiefschläge überstehen

Wir wollen Ihnen nichts vormachen: Natürlich wird es auch Tiefschläge geben.
Das sollte Sie aber nicht davon abhalten, Ihr Training fortzuführen! Es ist wichtig, daß Sie Erfahrungen sammeln, auch negative, die Sie stark machen gegen die Angst.

Denken Sie daran: Üben Sie auch, wenn es Ihnen nicht so gut geht. Nach der Gesundung müssen Sie ja auch stabil sein, wenn es Ihnen einmal nicht so gut gehen sollte.


Warten Sie die Angst ab

Wenn Sie es während Ihrer Übungen plötzlich mit der Angst zu tun bekommen: Nicht weglaufen, nicht abbrechen, sondern warten, bis Ihre Angst wieder vorbei geht. Seien Sie sicher, daß Ihre Angst relativ schnell wieder vergeht. Versuchen Sie Ihre körperlichen Symptome zu ignorieren, denn wenn Sie sich ihnen hingeben, wird Ihre Angst immer größer werden. Meist dauert eine solche Angstsituation maximal eine halbe Stunde, bevor sie von alleine vergeht.

Wenn Sie sich jedoch der Angst wieder hingeben und flüchten, so wird die Angst in der nächsten ähnlichen Situation wahrscheinlich noch größer sein.

 

Für den Notfall: Atemtechniken können helfen

Erwischt Sie die Angst dennoch einmal eiskalt, können Atemtechniken weiterhelfen, die Angst durchzustehen. Atmen Sie dazu tief durch die Nase ein, halten Sie die Luft kurz an und atmen Sie dann langsam, aber tief aus dem Mund aus.

Nach dem Ausatmen warten Sie wiederum eine kurze Weile, bevor Sie wiederum durch die Nase tief einatmen.

Durch diese Atemtechnik entspannt sich die Muskulatur und der Herzschlag verlangsamt sich.

 

Machen Sie sich nicht selbst verrückt

Reden Sie sich nicht selbst ein, daß gleich etwas ganz Schlimmes passieren wird. Tun Sie das nämlich, so steigern Sie sich selbst immer weiter in die Angst hinein.

Versuchen Sie, das Geschehen ganz ruhig zu beobachten, so als wären Sie unbeteiligt. Denken Sie darüber nach, was tatsächlich passiert und nicht, was vielleicht passieren könnte. Beobachten Sie Ihre körperlichen Symptome, wie der Pulsschlag steigt, das Herz schneller schlägt, Sie vielleicht schwitzen, aber brechen Sie darunter nicht zusammen. Sagen Sie sich vielmehr, daß das eine normale Angstreaktion ist, die gleich vorübergeht und die keine Gefahr für Sie darstellt.

Reden Sie sich selbst Mut zu. Sagen Sie sich, daß die Angst gleich vorübergeht und daß Ihnen nichts passieren wird. Sagen Sie sich selbst, daß Sie, wenn Sie die Situation überstanden haben, ein viel besseres Gefühl haben werden als zuvor.

Wenn Ihnen das alles in einer Angstsituation nicht mehr einfällt, sollten Sie sich solche Sätze, die sich positiv auf Sie auswirken, auf ein Stück Papier schreiben und sich dann selbst diese Sätze vorlesen. Lesen Sie laut und deutlich vor und konzentrieren Sie sich ganz genau auf diese Sätze, ohne sich von der Angst ablenken zu lassen.


Vertrauen Sie auf sich selbst

Im Laufe des Trainings werden Sie bemerken, daß Sie die Angst immer besser in den Griff bekommen. Versuchen Sie, ab einem relativ sicheren Zeitpunkt auf Entspannungsübungen oder andere Hilfsmittel zu verzichten. Werfen Sie also diese Krücken weg und erlernen Sie, sich der Angst quasi schutzlos zu stellen. Das ist wichtig, damit Sie lernen, daß die Angst Sie auch ohne Hilfsmittel nicht umwerfen kann.

Übrigens: Auch Medikamente, Beruhigungsmittel, Nikotin, Alkohol oder Sonstiges sollten Sie ab jetzt nicht mehr wegen der Angst einnehmen. Sprechen Sie jedoch im Falle einer Medikamentengabe vorher mit Ihrem Arzt darüber!

Wenn Sie in den nächsten Tagen dann einige positive Selbsterlebnisse gemacht haben, wird Ihr Selbstvertrauen sprunghaft ansteigen.

 

Setzen Sie sich positive Ziele

Wenn Sie sich Ziele setzen, dann formulieren Sie sie positiv: Sagen Sie sich also nicht "Ich will keine Angst mehr haben" oder "Ich will nicht mehr schwach sein", sondern "Ich will frei von Angst sein" oder "Ich bin stärker als die Angst". Warum? Nun, hier kommt wieder etwas Psychologie ins Spiel: Wenn man sich im Geiste Ziele setzt, so blendet das Gehirn Verneinungen aus.

Beispiel "Ich will nicht mehr schwach sein" wird dann zu "Ich will schwach sein".
Übrigens setzen solche Sätze auch Mentaltrainer ein, die Menschen helfen wollen, positive Ziele zu erreichen, wie z.B. dem Aufhören mit dem Rauchen. Hier bekommt man gesagt "Ich will aufhören zu Rauchen" oder "Ich will gesund leben" anstatt "Ich will nicht mehr rauchen", denn das würde genau das Gegenteil des gewünschten Zieles bewirken.

Formulieren Sie Ihre Ziele also positiv:

- Ich will wieder gesund sein
- Ich will ohne Angst leben
- Ich bin stärker als die Angst
usw.


Und wenn es doch schief ging: Versuchen Sie es erneut

Wenn Sie der Angst nicht standhalten konnten, sollten Sie sich darüber nicht ärgern! Sehen Sie es als Erfahrung an, die Ihnen beim nächsten Mal weiterhilft!

Wichtig ist nur, daß Sie sich möglichst schnell der gleichen Situation wieder aussetzen, nachdem Sie sich bewußt gemacht haben, was beim ersten Mal schief ging


Lernen Sie wieder, ohne Hilfe leben zu können

Viele Angstpatienten versuchen immer, etwas oder jemanden in Reichweite zu haben, an das oder dem sie sich festklammern können, wenn es mal wieder schlimm wird.

Sie müssen ab einem gewissen Zeitpunkt lernen, wieder ohne Hilfsmittel oder Helfer auszukommen, denn nur so können Sie in Zukunft Ihr Leben alleine meistern.

 

Wie Sie vielleicht gemerkt haben, wird es wahrscheinlich immer wieder Rückschläge geben. Das sollte Sie aber nicht davon abbringen, Ihr Training fortzuführen. Tatsächlich könnte man von "zwei Schritte vor, einen zurück" sprechen, aber auch das bringt Sie auf die Dauer immer weiter nach vorne.

Beispiele von Trainingspunkten

Was könnte ich in mein Trainingsprogramm einbauen, mir fällt ja nichts ein...

Deshalb hier einige Beispiele, wie ein solches Training aussehen könnte:

Achten Sie darauf, den Schwierigkeitsgrad immer zu steigern und letztendlich zu Ihren Haupt-Angstauslöser zu kommen.

Wenn das alles nichts hilft...

... sollten Sie sich fragen, warum.

Haben Sie (vielleicht unbewußt) doch wieder Ihre Haupt-Angstauslöser vermieden? Wenn ja, dann ist der Mißerfolg natürlich klar. Sie müssen dazu bereit sein, sich selbst einer Paniksituation zu stellen, bis Sie damit umgehen können.

Oder wissen Sie vielleicht gar nicht, was Ihr Haupt-Angstauslöser ist?

Dann ist es natürlich auch klar, daß Sie sich ihm nicht stellen konnten. Sie müssen also herausfinden, worin Ihre Angst ursprünglich liegt. Fürchten Sie, daß Ihr Herz stehen bleibt? Haben Sie Angst davor, ohnmächtig zu werden, hilflos zu sein, den Verstand zu verlieren, zu sterben?

Solange Sie das nicht wissen, kann auch die Konfrontationstherapie nicht weiterhelfen.

 

Leiden Sie vielleicht auch unter einer sozialen Phobie?

Dann wäre es möglich, daß es neben der Angst vor bestimmten Situationen oder Orten auch eine Angst vor den Reaktionen der anderen Menschen gibt. So stellen Sie sich zwar den Angstauslösern der Agoraphobie, gleichzeitig haben Sie aber auch Angst vor den Reaktionen der Mitmenschen, die es Ihnen nicht möglich macht, die Angstsituation zu überwinden.

 

Oder haben Sie gleichzeitig eine Depression?

Wenn ja, sollten Sie in einer depressiven Phase keine Konfrontationstherapie durchführen. Ihnen fehlt einfach die Kraft dazu, sich diesen Herausforderungen zu stellen. Wenn doch, wird die Konfrontationstherapie fehlschlagen, Ihre Ängste werden sich weiter aufbauen und die Depression wird sich verschlimmern.

 

Vielleicht leiden Sie auch unter einer Persönlichkeitsstörung?

Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung sind in ihrem Denken, Fühlen und Handeln stark an die Persönlichkeitsstörung gebunden. Diese Bindung ist so stark, daß man selbst mit einer Konfrontationstherapie keine Änderung erwirken kann. Eine Therapie gegen die Persönlichkeitsstörung wäre hier zuerst angezeigt.

 

Oder liegt es am Stress in der Familie oder dem Beruf?

Wenn tief unter der Agoraphobie eigentlich der Stress in der Familie oder dem Beruf steht, vielleicht eine Verlustangst davor, daß der Partner sich trennt oder daß man arbeitslos wird, so ist es natürlich wichtig, erst diese Stressituation in den Griff zu bekommen.

 

Vielleicht waren Sie auch nicht bei der Sache?

Dachten Sie die ganze Zeit an etwas anderes und nicht an die Aufgaben, die Sie sich gestellt haben? Dann haben Sie die ganze Zeit über den Angstauslöser gar nicht richtig wahrgenommen und sich ihm nicht gestellt.

Für Sie bedeutet das dann: Nochmal von vorne, aber diesmal richtig!

 

Oder profitieren Sie vielleicht sogar von Ihrer Angst?

Hört sich nun seltsam an, ist aber durchaus richtig.

Viele Phobiker haben ja auch einige Vorteile durch ihre Phobie, auch wenn sich das jetzt vielleicht seltsam anhört: Sie werden verstärkt beachtet, sie haben immer eine Ausrede, irgendetwas nicht tun zu müssen oder irgendwo hin zu müssen oder vielleicht sogar den Vorteil, daß der Partner bleibt, weil er es nicht über's Herz bringt, sie so krank zurückzulassen.

Manche Phobiker lassen dann unbewußt ihre Phobie nicht los, weil sie sonst sekundär etwas verlieren könnten, was ihnen sehr wichtig ist.

In ganz seltenen Fällen ist die Phobie auch das letzte, was der Erkrankte noch hat. Außer der Phobie ist das Leben leer, die Phobie ist also der einzige Lebensinhalt. Warum diesen Lebensinhalt aufgeben? Wichtig ist in diesem Fall, daß das Leben mit anderen Inhalten gefüllt wird, mit Hobbys, Freundschaften, Bekanntschaften oder Lebenszielen, bevor man die Angst therapiert.